Bild: Grüner Stahl aus Nordschweden

Grüner Stahl aus Nordschweden

Absicherung mit einer Finanzkreditdeckung, einer Vertragsgarantiedeckung sowie mit 
Fabrikationsrisiko- und Lieferantenkreditdeckungen

Erstes großtechnisches grünes Stahlwerk in Europa

Nur wenige Kilometer südlich des Polarkreises in der schwedischen Region Norrbotten baut das Unternehmen H2 Green Steel das größte grüne Stahlwerk der Welt. Für den Betrieb des ausschließlich elektrisch betriebenen Stahlwerks setzt das schwedische Start-up Wasserstoff ein, den es aus einer Elektrolyse-Anlage am Projektort bezieht. Der benötigte Strom stammt aus Wasser- und Windkraft. Die Anlage soll Ende 2025 in Betrieb gehen und ab 2030 jährlich 5 Millionen Tonnen fast CO2-freien Stahl produzieren.

Mit dem Vorhaben möchte das Unternehmen den Wandel in der Branche beschleunigen, indem es fast alle CO₂-Emissionen aus dem Stahlherstellungsprozess eliminiert. Denn: Konventionelle Stahlwerke sind für rund sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Mit etwa 30 Prozent der industriellen Emissionen ist die Stahlindustrie die Branche mit dem größten Anteil an Treibhausgasemissionen in der Industrie.

 

Strom aus erneuerbaren Energien

Der Projektstandort in Nordschweden wurde vor allem aufgrund einer hohen Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien ausgewählt. Die gleichzeitig niedrigen Stromkosten stellen für die energieintensive Stahlherstellung einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Vorteilhaft ist zudem die räumliche Nähe zu Eisenerzlagerstätten und die Verfügbarkeit von Eisenschrott.

Über eine Bahnverbindung ist der Projektstandort, der östlich der Kleinstadt Boden liegt, zum etwa 30 km entfernten Industriehafen in Luleå logistisch gut angebunden

 

Eine der größten Elektrolyseanlagen in Europa

Das Stahlwerk wird aus einer Elektrolyseanlage, einer Eisen-Direktreduktionsanlage sowie einem sogenannten Mini-Mill-Flachstahlwerk bestehen. Mit einer Kapazität von mehr als 700 Megawatt wird die Elektrolyseanlage eine der größten Wasserelektrolyse-Anlagen in Europa sein. Die dafür erforderlichen Elektrolyseure liefert thyssenkrupp nucera. Kern der Anlage werden die standardisierten 20-Megawatt-Module scalum® des Dortmunder Unternehmens sein. Die scalum®-Module werden zusammengeschaltet und ermöglichen dadurch Kapazitäten im hohen Megawatt- oder sogar Gigawatt-Bereich.

 

Wasserstoff statt Kohlenmonoxid als Reduktionsgas

Den gewonnenen Wasserstoff wird H2 Green Steel anschließend als Reduktionsgas verwenden: Bei rund 950° C wird Eisenerz durch Zugabe von Wasserstoff in der Eisen-Direktreduktionsanlage zu Eisenschwamm reduziert. Dadurch lösen sich Sauerstoffatome und Verunreinigungen aus dem Eisenerz, und als Nebenprodukt entsteht Wasser.

 

Weiterverarbeitung im Mini-Mill Stahlwerk

Der gewonnene Eisenschwamm weist einen Eisengehalt von 90 bis 95 Prozent auf und kann zu Briketts (HBI = Hot Briquetted Iron) gepresst und weiterverkauft werden. Er kann jedoch auch direkt aus der Reduktionsanlage in das Mini-Mill Stahlwerk eingespeist werden, das den Eisenschwamm zu Flachstählen in verschiedenen Ausprägungen weiterverarbeitet.

Mit der Lieferung sämtlicher Anlagen für die Errichtung des Mini-Mill-Stahlwerks beauftragte H2 Green Steel die SMS group GmbH. Das Düsseldorfer Unternehmen liefert im Rahmen des Projekts neben dem Stahlwerk u.a. eine Warmwalzstraße sowie einen Kaltwalz- und Bandanlagen-Komplex für die Produktion eines breiten Produktmixes. Darüber hinaus ist das Unternehmen für die Überwachung der Montage zuständig.

 

Geringe CO2-Emissionen

Der emissionsintensivste Prozessschritt ist in der konventionellen Stahlherstellung die Reduktion von Eisen, denn als Reduktionsgas wird Kohlenmonoxid verwendet, das zuvor aus Erdgas gewonnen wurde. Als Nebenprodukt entsteht bei der Reduktion Kohlendioxid. Durch die Technologie der alkalischen Wasser-Elektrolyse zur Herstellung von grünem Wasserstoff kann H2 Green Steel die CO2-Emissionen um bis zu 95 Prozent auf nahezu null reduzieren. Diese Treibhausgaseinsparungen können wesentlich dazu beitragen, die Stahlproduktion und die weiterverarbeitenden Sektoren zu dekarbonisieren.

 

Reduzierung des CO2-Fußabdrucks

Zu den Investoren des Stahlwerks am schwedischen Polarkreis gehören auch Kunden aus verschiedenen Segmenten, wie beispielsweise aus der Automobilindustrie oder dem Nutzfahrzeugbereich, der Möbelindustrie und dem Industrieanlagen-Segment. Führende europäische Automobilhersteller haben bereits Vereinbarungen mit H2 Green Steel über die Lieferung von grünem Bandstahl unterzeichnet. Auf diese Weise können sie ihren CO2-Fußabdruck entscheidend reduzieren.

Bildnachweise: ©thyssenkrupp nucera, Dortmund, und H2 Green Steel, Stockholm (oben)
 

Bild: Zug

Absicherung durch Exportkreditgarantien

Die Bundesregierung wird das Projekt durch Übernahme von Exportkreditgarantien unterstützen. Sie übernimmt Fabrikationsrisiko- und Lieferantenkreditdeckungen sowie eine Vertragsgarantiedeckung und eine Finanzkreditdeckung.

„Wir sind stolz, dass wir mit den Exportkreditgarantien einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung der deutschen Exportindustrie und ihrer Zielländer leisten können“, so Edna Schöne, Mitglied des Vorstands der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG. „Mit der Absicherung der Exporte unterstützen wir die Entwicklung neuester und innovativer Technologien aus Deutschland, die im ersten klimaneutralen Stahlwerk der Welt zum Einsatz kommen werden.“, fügt Schöne hinzu.

Wollen Sie mehr über die Fördermöglichkeiten von Exporten nach Schweden wissen? 

Unsere Experten beraten Sie umfassend zu den Möglichkeiten für Ihr Exportvorhaben.

Mitarbeiter mit Headset

Zurück zur Projektübersicht