
Treibhausgasbilanz des Portfolios der Exportkreditgarantien
Klimafreundliche Exportförderung
Fortschrittsmessung der Klimastrategie für Exportkreditgarantien
Um die deutsche Exportwirtschaft bei der Transformation zu begleiten, wurde die Deckungspolitik der Exportkreditgarantien (EKG) auf einen 1,5-Grad-Pfad ausgerichtet. Dafür werden im Rahmen der Klimastrategie klimafreundliche Projekte mit Deckungserleichterungen besonders gefördert und Projekte, die nicht mit einem 1,5-Grad-Pfad vereinbar sind, von Deckungen ausgeschlossen.
Der Fortschritt bei der Ausrichtung des EKG-Portfolios auf das 1,5 Grad-Ziel wird anhand der Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) gemessen. Diese soll für Projekte in fortgeschrittenen Volkswirtschaften bis 2045 und in sich entwickelnden und aufstrebenden Volkswirtschaften bis 2050 auf Netto-Null reduziert werden.
Ergebnisse
Zum Stichtag 31.12.2024 waren mit der Verwendung der vom Bund abgesicherten Lieferungen und Leistungen im Jahr 2024 Scope 1 & 2 Emissionen in Höhe von 27,6 Mio. Tonnen CO2e verbunden. Die Höhe der partiell ermittelten Scope 3 Emissionen für das Jahr 2024 beträgt 23,1 Mio. Tonnen CO2e. Dies stellt eine Reduktion um 22 % bzw. 20 % im Vergleich zum Basisjahr 2022 dar, in dem die Scope 1 & 2 Emissionen bei 35,6 und die Scope 3 Emissionen bei 29 Mio. Tonnen CO2e lagen.
Da das Entschädigungsrisiko zum Stichtag jedes Jahr stark schwanken kann und somit auch die absolute Summe der Scope 1 & 2 Emissionen beeinflusst, ist die Emissionsintensität ein aussagekräftigerer Indikator für den Fortschritt der Klimastrategie. Die Emissionsintensität setzt die THG-Emissionen ins Verhältnis zum Entschädigungsrisiko. Die Intensität der Scope 1 & 2 Emissionen ist im Vergleich zum Basisjahr 2022 gesunken. Im Jahr 2024 waren eine Million Euro Entschädigungsrisiko durchschnittlich mit 537 Tonnen CO2e verbunden, während dieser Wert im Jahr 2022 noch bei 703 lag.
Mit Erneuerbare-Energien-Projekten konnten im Jahr 2024 Emissionen in Höhe von 9,6 Mio. Tonnen CO2e vermieden werden – ein starker Anstieg im Vergleich zu den 4,2 Mio. Tonnen CO2e vermiedenen Emissionen im Basisjahr 2022. Dieser Anstieg liegt vor allem an einer mehr als Verdoppelung des Entschädigungsrisiko bei erneuerbaren Energien seit 2022.
Die nach Emissionsanteil gewichtete Datenqualität für die Scope 1 & 2 Emissionen beläuft sich im Jahr 2024 gemäß dem PCAF-Score auf 3,5.
Anteile der Schlüsselsektoren an den Gesamtemissionen des EKG-Portfolios in den Jahren 2022 bis 2024
Auch im Jahr 2024 besteht der Deckungsbestand noch überwiegend aus Geschäften, die vor Inkrafttreten der Klimastrategie in Deckung genommen wurden. Dementsprechend ist insbesondere der Anteil der Emissionen aus dem Bereich der fossilen Energien mit 52% im Jahr 2024 noch sehr hoch. Dennoch ist bereits eine Reduktion gegenüber dem Basisjahr 2022 (58%) zu erkennen. Die relativen Anteile der Sektoren bestätigen insgesamt die Auswahl der Schlüsselsektoren für die Sektorleitlinien der Klimastrategie: Über 80% der Emissionen stammen aus Deckungen, die in einen Schlüsselsektor fallen.
THG-Emissionen, Emissionsintensität und ausstehendes Entschädigungsrisiko nach den Schlüsselsektoren der Klimastrategie in den Berichtsjahren 2022 bis 2024
2022 | 2023 | 2024 | |||||||
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| Entschädigungsrisiko (Mrd. €)1 | Absolute Scope 1 & 2 | Emissions- | Entschädigungsrisiko (Mrd. €)1 | Scope 1 & 2 | Emissions- | Entschädigungsrisiko (Mrd. €)1 | Absolute Scope 1 & 2 Emissionen (Mt CO2e) | Emissions-intensität (Scope 1&2) (t CO2e / Mio. €) |
Fossile Energie | 6,5 | 20,9 | 3.195 | 5,8 | 17 | 2.932 | 5,1 | 14,2 | 2.808 |
Zivile Luftfahrt | 3,4 | 4,2 | 1.246 | 2,9 | 3,5 | 1.193 | 3,2 | 3,1 | 971 |
Zivile Schifffahrt | 14,4 | 2,8 | 194 | 11,6 | 2,1 | 184 | 10 | 1,8 | 178 |
Chemie | 5,4 | 1,6 | 311 | 5 | 1,9 | 388 | 5,3 | 1,6 | 297 |
Metall | 1,6 | 1,2 | 746 | 1,6 | 1,1 | 680 | 2,4 | 1,5 | 631 |
Sonstige | 14,5 | 4,9 | 337 | 16,3 | 5,1 | 303 | 17,4 | 5,4 | 308 |
Total | 50,6 | 35,6 | 703 | 50,8 | 30,7 | 604 | 51,6 | 27,6 | 537 |
1 Das betrachtete Entschädigungsrisiko bezieht sich auf das (Rest-)Obligo von Einzeldeckungen. Zinsen werden hierbei nicht berücksichtigt (nur Kapitalbetrag). Der Gesamtwert enthält auch Erneuerbare-Energien-Geschäfte in Höhe von 8,2 Mrd. EUR (2024) (bzw. 7,5 Mrd. EUR (2023) und 4,9 Mrd. EUR (2022)), deren Treibhausgasemissionen (Scope 1&2) als vernachlässigbar eingestuft werden.
Vermiedene THG-Emissionen durch erneuerbare Energien in den Berichtsjahren 2022 bis 2024
Entschädigungsrisiko (Mrd. €) Erneuerbare Energien | Vermiedene Emissionen durch Erneuerbare Energien (Mt CO2e) | Relative vermiedene Emissionen (t CO2e / Mio. €) | Entschädigungsrisiko (Mrd. €) Erneuerbare Energien | Vermiedene Emissionen (Mt CO2e) durch Erneuerbare Energien | Relative vermiedene Emissionen (t CO2e / Mio. €) | Entschädigungsrisiko (Mrd. €) Erneuerbare Energien | Vermiedene Emissionen (Mt CO2e) durch Erneuerbare Energien | Relative vermiedene Emissionen (t CO2e / Mio. €) | |
Total | 4,9 | 4,2 | 856 | 7,5 | 9,2 | 1.235 | 8,2 | 9,6 | 1.167 |
Methodik
Der Klimastrategie für die Exportkreditgarantien entsprechend wird die THG-Bilanz für sämtliche mit Einzeldeckungen geförderte Investitionsprojekte berechnet und ist damit ein valider Maßstab für die Wirksamkeit der klimastrategischen Kriterien. Die THG-Bilanz erfasst die mit den Projekten, bzw. mit der Verwendung der vom Bund abgesicherten Lieferungen und Leistungen verbundenen THG-Emissionen.
Einen internationalen Standard für die Berechnung von Portfolio-Emissionen eines Förderinstruments wie den EKG gibt es derzeit noch nicht. Deshalb wurde auf Basis des anerkannten Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) „Financed Emissions“-Standards für Banken ein Ansatz eigens für die Berechnung des EKG-Portfolios entwickelt. Im September 2025 ist Euler Hermes stellvertretend für die Garantieinstrumente der Außenwirtschaftsförderung des Bundes PCAF beigetreten. Damit wird die Berechnung auf Grundlage eines verbesserten Datenzugangs gestärkt.
Nach dem PCAF-Standard werden dem Bund für alle Deckungen, die sich im Bestand befinden, die Emissionen eines Projekts in Höhe des Anteils des aktuellen Entschädigungsrisikos an der Gesamtfinanzierung des Projekts zugerechnet.
Abb.: Allgemeine Berechnungsformel für die THG-Bilanz
Für Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien können gemäß PCAF-Standard zusätzlich die sogenannten vermiedenen Emissionen berechnet und separat ausgewiesen werden. Dabei handelt es sich um eine Berechnung der Emissionen, die durch den Wegfall von fossil erzeugter Energie eingespart wurden.
Die THG-Emissionen sowie die vermiedenen Emissionen werden jährlich berechnet und veröffentlicht. Die Bemessungsgrundlage ist dabei der Deckungsbestand zum Stichtag 31.12. des jeweiligen Berichtsjahres.
Da Höhe und Zusammensetzung des jährlichen Neugeschäfts ebenso schwanken wie die Tilgungsprofile der einzelnen Exportkredite, ist auch bei den jährlichen THG-Emissionen keine lineare Entwicklung zu erwarten. Belastbare Schlussfolgerungen bzgl. der Wirksamkeit der EKG-Klimastrategie können erst im Mehrjahresvergleich getroffen werden.
Betrachtete Emissionen
Berücksichtigt werden alle gemäß der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen wesentlichen Treibhausgase. Dabei werden sowohl die direkten Scope 1 als auch die durch Zukauf von Energie entstehenden Scope 2 Emissionen der gedeckten Projekte berechnet. Darüber hinaus werden auch die Scope 3 Emissionen aus der Lieferkette, die dem gedeckten Projekt vorgelagert sind (Upstream), berechnet. Für Projekte der Förderung, Aufbereitung, des Transports und der Lagerung fossiler Energieträger sowie für Kreuzfahrtschiffe werden zusätzlich auch die nachgelagerten Scope 3 Emissionen (Downstream) berechnet.
Datenquellen und Datenqualität
Gemäß der OECD Common Approaches müssen alle Projekte, bei denen es sich um fossile Kraftwerke handelt oder deren jährliche Emissionen 25.000 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) überschreiten, ihre THG-Emissionen berechnen. Sofern solche Emissionsdaten oder andere projektspezifische THG-relevante Daten (z.B. Energieverbrauch) vorliegen, werden diese für die Berechnung der THG-Emissionen der EKG genutzt. Andernfalls werden die Emissionen mit sogenannten ökonomischen Emissionsfaktoren berechnet. Diese sind sektorspezifisch und länder- oder regionenspezifisch und geben die durchschnittlichen THG-Emissionen pro gedecktem Euro Vermögenswert an. Beispielsweise würde für eine gedeckte Papiermaschine in Mexiko ohne projektspezifische Emissionsdaten das verbliebene Entschädigungsrisiko in Euro mit den durchschnittlichen THG-Emissionen der Papierbranche in Mexiko in CO2e/Euro multipliziert, um die THG-Emissionen zu schätzen.
Die Nutzung verschiedener Datenquellen und Berechnungsansätze steht im Einklang mit dem PCAF-Standard und wird durch die Einstufung und den Ausweis der unterschiedlichen Datenqualitäten transparent belegt. Hierfür wird die Datenqualitätsskala von PCAF verwendet, die mit Score 1 verifizierte Emissionsangaben und mit Score 5 Emissionsschätzungen anhand von ökonomischen Emissionsfaktoren bewertet.
Baseline
Die THG-Bilanz für das EKG-Portfolio wurde erstmals für das Jahr 2022 berechnet. Diese Ergebnisse dienen als Ausgangswerte (Baseline), um zukünftige Fortschritte und Veränderungen der Emissionswerte messen zu können. Die Scope 1 und 2 Emissionen bilden dabei die Baseline für das Netto-Null-Ziel der Klimastrategie für EKG.
Sollten in Zukunft wesentliche Änderungen der Datenquellen oder des Berechnungsansatzes erforderlich werden, die sich erheblich auf das Ergebnis auswirken, würde auch die Baseline neu berechnet werden, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Zeitablauf sicherzustellen.
Hinweise und Annahmen
- Die Erstellung der THG-Bilanz folgt dem Vorsichtsprinzip: So werden z.B. die vollen Betriebsemissionen ab dem Zeitpunkt der Indeckungnahme eines Projektes angesetzt, auch wenn eine gedeckte Anlage erst später in Betrieb geht. Wenn keine eindeutigen Informationen zu Geschäften vorliegen, werden zudem die jeweils höheren Emissionsfaktoren gewählt. Zum Beispiel lässt sich bei Kohlekraftwerken nicht automatisch auswerten, ob diese mit Braun- oder Steinkohle betrieben werden. Im Sinne des Vorsichtsprinzips wird daher mit dem höheren Braunkohle-Emissionsfaktor gerechnet.
- Als Berichtsdaten werden die zum Zeitpunkt der THG-Bilanzierung bekannten Berichtsdaten verwendet. Diese können zeitverzögert sein (z. B. Nutzung von berichteten Daten des Berichtsjahres 2022 eines Projekts für die THG-Berechnung 2023).
- Die Ergebnisse sind nicht mit Ergebnissen von anderen Finanzinstitutionen oder Exportkreditagenturen vergleichbar, da sich die Methodik und die zugrunde liegenden Förderinstrumente unterscheiden können. Die Ergebnisse und die Entwicklung sind nur im Kontext des Monitorings der EKG-Klimastrategie zu betrachten.
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