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30. März 2023

AGA-Report 339

EKG-Report
Allgemeine Information

Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistungen: Gedeckter Umsatz 2022 bei 8,5 Mrd. Euro – Zahl der Verträge rückläufig

Wenn über die Exportkreditgarantien des Bundes gesprochen wird, stehen meist die Einzeldeckungen im Vordergrund. Weniger Beachtung findet dagegen die Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung (APG). Zu Unrecht. Sie sind ein zentrales, wichtiges Absicherungsinstrument, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Mit 8,5 Mrd. Euro entfielen 2022 knapp 60 Prozent des gesamten Deckungsvolumens auf Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistungen. Im Vergleich zum Vorjahr (2021: 8,6 Mrd. Euro) ist der gedeckte Umsatz damit stabil geblieben - trotz der Aussetzung der Absicherungsmöglichkeiten für Russland-Geschäfte. Welchen Anteil der Preisanstieg in den vergangenen zwölf Monaten an dieser Entwicklung hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen – er dürfte allerdings nicht unerheblich sein.

Die Zahl der APG-/APG-light-Verträge ist per 31.12.2022 auf 676 zurückgegangen. (2021: 779). Neben den Deckungsausschlüssen für Russland und Belarus sowie den erschwerten Absicherungsmöglichkeiten für die Ukraine hat vor allem die ausgelaufene Sonderregelung zur Deckung marktfähiger Risiken zu diesem Rückgang geführt.

Die gefragtesten APG-Länder waren im zurückliegenden Jahr Brasilien, die Türkei und China. Mit Ausnahme von Russland haben alle TOP 10 APG-Länder Zuwächse erzielt, wobei Brasilien mit einem Plus von 75 Prozent herausragt. Und auch hier gilt: Inwieweit hinter diesen Zahlen tatsächlich gestiegene Umsätze stehen oder aber diese in erster Linie inflationsbedingt sind, lässt sich abschließend nicht sagen.

Die Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistungen (APG und APG-light) sind ein speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) konzipiertes Absicherungsprodukt. Über sie kann eine Vielzahl von Liefer- und Leistungsgeschäften mit einer Kreditlaufzeit von bis zu 12 Monaten gegen Zahlungsausfälle abgesichert werden. 2022 machten die Absicherungen unter den Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistungen mit 8,5 Mrd. Euro knapp 60 Prozent des gesamten Deckungsvolumens aus (14,9 Mrd. Euro).

Allgemeine Information

Refinanzierung bundesgedeckter Finanzkredite: Pfandbriefdeckung bedeutendste Deckungsform

Mit der Pfandbriefdeckung, den Verbriefungsgarantien und dem KfW-Refinanzierungsprogramm bietet der Bund exportfinanzierenden Banken verschiedene Instrumente zur Refinanzierung hermesgedeckter Finanzkredite an.

 

Pfandbriefdeckung

Die Pfandbriefdeckung ermöglicht exportfinanzierenden Banken die Refinanzierung bundesgedeckter Exportkredite im eigenen Pfandbriefgeschäft. Sie ist die bedeutendste Deckungsform im Bereich der Refinanzierung. 2022 übernahm der Bund fast 100 Pfandbriefdeckungen mit einem Refinanzierungsvolumen von gut 1,7 Mrd. Euro (2021: 1,8 Mrd. Euro). Seit Einführung der Pfandbriefdeckung im Dezember 2017 hat der Bund 452 Deckungen mit einem Volumen von 10,8 Mrd. Euro übernommen.

 

Verbriefungsgarantien

In den vergangenen Jahren ist die Pfandbriefdeckung immer stärker an die Stelle der klassischen Verbriefungsgarantie-E getreten, wobei letztere nur noch im Zusammenhang mit externen Refinanzierungen genutzt wird. Um die Refinanzierungsmöglichkeiten hermesgedeckter Exportkredite von Kreditinstituten ohne Pfandbrieflizenz zu verbessern, bietet der Bund seit Mitte 2020 die Verbriefungsgarantie-R an. Sie ermöglicht es Nicht-Pfandbriefbanken, bundesgedeckte Exportdarlehen bei Banken mit einer Pfandbrieflizenz zu refinanzieren.

Das Refinanzierungsvolumen über die beiden Verbriefungsvarianten lag 2022 mit knapp 80 Mio. Euro auf einem eher geringen Niveau.

 

KfW-Refinanzierungsprogramm

Ein weiterhin zentrales Instrument zur Refinanzierung bundesgedeckter Exportkredite ist das KfW-Refinanzierungsprogramm. Mit einer Verbriefungsgarantie des Bundes können Banken am Refinanzierungsprogramm der staatlichen KfW-Bankengruppe teilnehmen und laufzeitkongruente langfristige Refinanzierungen für Finanzkredite und Airbusgarantien erhalten.


Deckungspraxis

Erdbeben Türkei – Bund bietet entgeltfreie Prolongation an

Mehr als 50.000 Menschen haben bei dem verheerenden Erdbeben Anfang Februar 2023 in der türkisch-syrischen Grenzregion ihr Leben verloren. Neben der menschlichen Tragödie hat das Erbeben auch gravierende Folgen für die wirtschaftliche Situation in der Region. Viele Betriebe – sofern sie noch existieren – können bis auf weiteres ihre Arbeit nicht aufnehmen. Vor allem rund um Adana, Kahramanmaras, Hatay und Gaziantep sind zahlreiche Unternehmen beheimatet, die von deutschen Exporteuren beliefert werden. Viele dieser Geschäfte sind bundesgedeckt.

Um den Firmen vor Ort zu helfen, hat der Bund nach dem Erdbeben sehr schnell reagiert und die Möglichkeit geschaffen, Fälligkeiten bis zum 31. August 2023 entgeltfrei zu prolongieren. Das gibt den Unternehmen in dieser schwierigen Situation notwendige Liquidität. Das Signal aus Deutschland ist eindeutig und reicht weit über den Tag hinaus: „Wir stehen an Eurer Seite“.

Bild: Erdbeben Türkei

Deckungspraxis

Verzicht auf Anzahlungserfordernis auf Lokalkosten im Einzelfall möglich

Nach den Vorgaben des OECD-Konsensus ist eine Anzahlung von 15 Prozent auf den Exportwert, nicht aber auf die mitgedeckten Lokalkosten zu erheben. In der deutschen Deckungspraxis wird regelmäßig eine Anzahlung von 15 Prozent auf den Gesamtauftragswert (einschließlich lokaler Kosten) vorausgesetzt.

Die Ressorts des Interministeriellen Ausschusses (IMA) haben nunmehr entschieden, in begründeten Ausnahmefällen und auf Einzelfallbasis auf die Anzahlung auf Lokalkosten zu verzichten. Voraussetzung hierfür ist zum einen, dass der Exporteur plausibel darlegen kann, dass er sich bei dem konkreten Projekt in Konkurrenz zu Mitbewerbern befindet, die vermutlich eine ECA*-Finanzierung ohne Anzahlungserfordernis auf Lokalkosten anbieten können. Zum anderen muss die Bonität des ausländischen Abnehmers (und bei staatlichen Bestellern die Schuldentragfähigkeit des Landes) eine entsprechende Reduktion der Anzahlung unter Risikogesichtspunkten zulassen.

 

*ECA = Export Credit Agency

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Bild: Mann im Lager