EKG-Report 348
Finanzierungsexpertinnen im Ausland: Beraten. Vernetzen. Akquirieren.
2019 hat der Bund sein Beratungsangebot für die Exportkreditgarantien auf das Ausland ausgeweitet. Seitdem sind Finanzierungsexpert:innen in wichtigen Exportregionen vor Ort und informieren Unternehmen und Banken über die Möglichkeiten der staatlich gedeckten Exportfinanzierung und Absicherung. Zentral an diesem Beratungskonzept ist der Perspektivwechsel, der den ausländischen Besteller (Importeur) und lokale Banken in den Mittelpunkt stellt.
Aktuell sind Emilia von Mettenheim (Westafrika und Subsahara Afrika), Eva Steinhaus (Mittlerer Osten, Pakistan sowie Nord- und Ostafrika) und Alexandra Lutz (Südostasien und Bangladesch) als Finanzierungsexpertinnen aktiv. In der Januar-Sitzung des Interministeriellen Ausschusses für Exportkreditgarantien berichteten sie über ihre Erfahrungen, Ziele und Herausforderungen.
Alexandra Lutz: Das Interesse an ECA*-gedecktem Geschäft ist vor allem in den Kernmärkten Vietnam, Bangladesch und Indonesien sehr groß. Das zeigte sich zum Beispiel bei der von Euler Hermes gemeinsam mit der SERV und der OeKB organisierten ECA-Konferenz in Jakarta. Als Panelistin habe ich dort vor rund 200 lokalen Banken und Unternehmen die Möglichkeiten ECA-gedeckter Exportfinanzierungen aufgezeigt. Mit Erfolg – wie die Nachfragen im Nachgang zeigten. Sehr ermutigend empfand ich auch meine Reise nach Bangladesch. Termine bei Banken, Importeuren, Institutionen und der Bangladesch Investment Development Authority haben mir gezeigt: Hier geht noch was.
*ECA (Export Credit Agency)
Eva Steinhaus: Die Region ist in Bewegung – die Dynamik in den persönlichen Gesprächen vor Ort spürbar. Neben den Kernmärkten Vereinigte Arabische Emirate, Ägypten und Saudi-Arabien tut sich mit dem Irak augenblicklich für deutsche Unternehmen ein neuer und interessanter Markt auf. Ich bin häufig in dem Land und habe schon zahlreiche, sehr erfolgreiche Gespräche geführt. Das Ergebnis dieser Gespräche wird der Interministerielle Ausschuss für Exportkreditgarantien in den kommenden Wochen und Monaten hoffentlich in Form von Anträgen zu sehen bekommen.
Emilia von Mettenheim: Ich bin seit nunmehr drei Monaten in Abidjan und ich muss sagen: es ist genau der richtige Zeitpunkt, um hier zu starten. Zu meinen Aufgaben gehört es u.a., die Exportfinanzierung „Made by Germany“ bei Unternehmen und lokalen Banken bekannt zu machen. Die ersten Gespräche, die ich geführt habe, verliefen sehr erfolgreich. Am Ende haben sich die Besteller für eine bundesgedeckte Finanzierung entschieden. Das ist umso erfreulicher, als die deutschen Exporteure hier in einem intensiven Wettbewerb mit Exporteuren aus anderen Staaten stehen. So kann es weitergehen.
Strategische Auslandsprojekte
Die Bundesregierung hat das Strategiepapier „Neue Impulse für den internationalen Wettbewerb um strategische Großprojekte – Chancen für Deutschland verbessern“ aus dem Jahre 2016 überarbeitet und im Strategiepapier 2024 konkretisiert.
Als strategische Auslandsprojekte werden Leuchtturmprojekte mit einem Auftragsvolumen von rund einer Milliarde Euro und mehr definiert. Neu ist, dass der Anwendungsbereich auf Projekte erweitert wird, die maßgeblich dazu beitragen, Rohstoff- oder Energieabhängigkeiten der deutschen Wirtschaft zu verringern sowie den Klimaschutz oder die nachhaltige Entwicklung des Anlagelands zu stärken. Das neue Strategiepapier sieht ausdrücklich vor, dass „Ziele und Leitgedanken der Klimastrategie im Exportkreditgarantiebereich unter Einbeziehung des dort neu geschaffenen „Klima-UFK““ berücksichtigt werden sollen.
Mit dem überarbeiteten Strategiepapier unterstreicht die Bundesregierung ihre Bereitschaft, strategische Großprojekte politisch zu flankieren und sie mit ihren Förderinstrumenten zu unterstützen.
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