
EKG-Report 364
Neue Wege in der Exportfinanzierung: Bund übernimmt erstmals Shopping-Line-Deckung – Kreditlinie der Santander Bank mit Exportkreditgarantie abgesichert
Die modifizierte Shopping-Line-Deckung ist ein wichtiger Bestandteil des in diesem Jahr beschlossenen Maßnahmenpakets zur Stärkung der deutschen Exportwirtschaft. Die Shopping-Line-Deckung ist eine spezielle Form der gebundenen Finanzkreditdeckung, mit der ein Importeur im Ausland Lieferungen und Leistungen von verschiedenen, vor allem deutschen Exporteuren bündeln kann.
Attraktives Angebot für Importeure im Ausland
Dieses Absicherungsinstrument ist ein attraktives Angebot für Importeure im Ausland, verstärkt in Deutschland zu sourcen. Die Shopping-Line-Deckung verbessert zugleich den Zugang von deutschen Unternehmen zu Beschaffungsprogrammen und Großprojekten ausländischer Importeure.
Inzwischen ist die erste Shopping-Line-Deckung unter Dach und Fach. Anfang Oktober sicherte der Bund eine Finanzierungsfazilität der Banco Santander mit einer Exportkreditgarantie ab. Darlehensnehmer ist das niederländische Bauunternehmen Ballast Nedam, das verstärkt in Deutschland einkaufen wird.
China: Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer kämpfen mit herausfordernden Bedingungen
China ist für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau nach den USA der zweitwichtigste Exportmarkt und Investitionsstandort. 2024 gingen Maschinen- und Anlagen "Made in Germany" im Wert von rund 18 Milliarden Euro nach China. Zudem befinden sich rund 17 Prozent der Investitionen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus in China.
In der Vergangenheit hat die Branche im Reich der Mitte durchweg sehr gute Geschäfte gemacht und hohe Gewinne eingefahren. „Doch die Zeiten sind vorbei.“, sagte Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des VDMA in der Oktobersitzung des Interministeriellen Ausschusses für Exportkreditgarantien. Perspektivisch stelle sich die Frage, was deutsche Maschinen- und Anlagenbauer technisch von China lernen können.
VDMA-Umfrage zu Wettbewerbsbedingungen und Erfolgsfaktoren
Die Wettbewerbsbedingungen in China sind herausfordernd. In einer Umfrage des VDMA zu China bezeichneten 18 Prozent der 500 befragten Maschinen- und Anlagenbauunternehmen die Wettbewerbssituation gegenüber chinesischen Unternehmen als „stark“ bzw. „gut“. In Europa lag der Wert bei 77 Prozent und in Drittmärkten bei 47 Prozent.
Maschinen- und Anlagenbauer schätzen Wettbewerbssituation in Europa perspektivisch am besten ein
In den kommenden Jahren rechnen die befragten Unternehmen mit signifikanten Verschiebungen. Mit Blick auf das Jahr 2030 schätzen nur noch 11 Prozent der Befragten die Wettbewerbssituation in China gegenüber China als „stark“ bzw. „gut“ ein. In Europa geht der Wert auf 49 Prozent und bei den Drittmärkten auf 30 Prozent zurück.
Der Preis als Wettbewerbsfaktor
Als wesentlichen Erfolgsfaktor chinesischer Unternehmen nannten die befragten Maschinen- und Anlagenbauer mit großem Abstand „den Preis“. Deutlich dahinter: Staatliche Subventionen und das Agieren Chinas außerhalb eines regelbasierten Ordnungsrahmens.
Maschinenbauer beobachten Exportkontrollen für kritische Rohstoffe mit Sorge
Neben den bereits bestehenden Herausforderungen machen Brodtmann vor allem die jüngsten restriktiven Handelspraktiken Chinas beim Export Kritischer Rohstoffe Sorgen. In China gewonnene und verarbeitete Seltene Erden bildeten in vielen Fällen die Basis für industrielle Wertschöpfung hierzulande und damit den Wohlstand in Deutschland.
Diversifizierung vorantreiben – Resilienz stärken
Brodtmann bezeichnete es als dringlich, sich aus der Abhängigkeit Chinas bei den kritischen Rohstoffen zu lösen und alternative Bezugsquellen zu erschließen.
Neben der Diversifizierung bei den Bezugsquellen sei dies durch eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft, die Forcierung von Recycling, die Verringerung des Materialeinsatzes und die Entwicklung von Rohstoffsubstituten möglich.
Darüber hinaus sprach sich Brodtmann dafür aus, weitere Freihandelsabkommen zu schließen und den EU-Binnenmarkt vor unfairem Wettbewerb aus China zu schützen, zum Beispiel durch Ausgleichszölle und eine stärkere Marktüberwachung.
Exportkreditgarantien: Lieferungen und Leistungen nach China
2024 sicherte der Bund Lieferungen und Leistungen nach China in Höhe von gut 800 Mio. Euro mit Exportkreditgarantien ab. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet die eine Zunahme um rund ein Viertel (2023: 650 Mio. Euro). Im Länderranking lag China beim Deckungsvolumen im vergangenen Jahr auf Platz 6.
Bund begegnet Betrugsversuchen bei Exportkreditgarantien –Exportkreditagenturen in mehreren Ländern betroffen –Betrugsprävention und Know-Your-Customer-Prozess 2025 angepasst
Der Bund verzeichnet seit einiger Zeit eine Zunahme möglicher Betrugsversuche im Zusammenhang mit Exportkreditgarantien. Das Thema betrifft nicht nur die deutsche Exportkreditagentur, sondern auch Exportkreditagenturen in anderen Ländern.
Es gab vermehrt Auffälligkeiten bei der Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse von ausländischen Bestellern. Auch wurden fehlerhafte oder manipulierte Finanzunterlagen sowie gefälschte Testate identifiziert. Zudem wurden gehäuft mutmaßliche Unregelmäßigkeiten bei Erstgeschäften zwischen Exporteuren und Importeuren festgestellt, die unter Einbindung von Finanzierungsberatern oder Vermittlern zustande kamen.
Der Bund und sein Mandatar Euler Hermes nehmen diesbezügliche Hinweise sehr ernst und gehen diesen konsequent nach. Als Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen wurde die Vorgehensweise bei der Betrugsprävention und der Know-Your-Customer-Prüfung angepasst.
Seit Sommer 2025 hat Euler Hermes ihre Recherchen im Rahmen der Antragsprüfung erweitert. Zudem ist ab sofort die Einbindung von Finanzierungsberatern oder Vermittlern verpflichtend bei der Antragstellung offenzulegen. Auch bei der Prüfung von Entschädigungsanträgen können zusätzliche Prüfschritte vorgenommen werden.
In begründeten Einzelfällen suchen der Bund und Euler Hermes das Gespräch mit Exporteuren und Banken, um sie für Betrugsrisiken zu sensibilisieren und gemeinsam Präventivmaßnahmen abzustimmen.
Die erweiterten Prüfmaßnahmen werden Auswirkungen auf die Bearbeitungszeiten haben. Zum Schutz der Deckungsnehmer, des Instruments und der Interessen des Bundes sind diese Maßnahmen jedoch unerlässlich. Bund und Euler Hermes setzen alles daran, die Auswirkungen für Exporteure und Banken so gering wie möglich zu halten.
Hinweis: Wir bitten Sie im eigenen Interesse, ihre Geschäftspartner mit der gebotenen Sorgfalt auszuwählen und im Rahmen ihres Know-Your-Customer-Prozesses zu überprüfen. Bitte informieren Sie bei etwaigen Auffälligkeiten umgehend Euler Hermes:
Tel.: +49 40 / 88 34 - 90 00
oder Nachricht senden
OECD-Länderrisikoeinstufung: drei Veränderungen
In ihrer 103. Sitzung haben die Expertinnen und Experten der OECD-Mitglieder die Länderrisiken der Staaten der Regionen Lateinamerika und Karibik sowie West- und Zentralafrika bewertet.
Die siebenstufige Länderklassifizierung (1 = beste Kategorie, 7 = schlechteste Kategorie) wurde 1999 auf OECD-Ebene eingeführt und ist ein Parameter bei der Berechnung des Entgelts.
Im Vergleich zu den bisherigen Einstufungen haben sich folgende Veränderungen ergeben:
| Land | Neue Kategorie | Bisherige Kategorie |
| El Salvador | 6 | 7 |
| Senegal | 7 | 6 |
| Mauretanien | 6 | 7 |
Webbasierter Entgeltrechner für Lieferantenkredit- und Fabrikationsrisikodeckung verfügbar

Was kostet das? Dies ist sicherlich eine der am häufigsten gestellten Fragen, wenn es um eine Absicherung mittels Exportkreditgarantien geht. Mit Hilfe des neuen Entgeltrechners kann diese Frage in Windeseile beantwortet werden. Der Rechner ist webbasiert und gibt Nutzerinnen und Nutzern nach Eingabe der relevanten Daten einen Hinweis auf das zu zahlende Entgelt. Der Entgeltrechner funktioniert im ersten Schritt für die Lieferantenkreditdeckung und die Fabrikationsrisikodeckung. Für die anderen Absicherungsinstrumente steht weiterhin das bewährte Excel-Tool zur Verfügung.

Die Anwendung ist denkbar einfach und intuitiv. In einem ersten Schritt werden Informationen zum Geschäft und dem Bestellerland abgefragt. Die Länderkategorie wird dabei automatisch ermittelt. Die anderen Angaben betreffen den Liefer- bzw. Leistungsbeginn, die Kreditbedingungen und das Tilgungsprofil. Basierend auf diesen Daten wird das voraussichtliche Entgelt berechnet. Die Berechnungen können mit anderen geteilt werden, und die Nutzerinnen und Nutzer können auf frühere Kalkulationen zurückgreifen.
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